Emily hat im diesjährigen Lesepreis – einem Vorlesewettbewerb der Bildungsstiftung der Kreissparkasse Nürtingen – den 3.Platz erreicht. Larissa hat im Jahr zuvor den 4.Platz erreicht. Ich traf mich mit beiden Leseprofis am vorletzten Schultag, Dienstag, 27.Juli 2023, zu einem Interview in unserem Leseclubraum am Schulstandort Hohengehren.
Ihr habt euch ja in einer ersten Wettbewerbsrunde zunächst gegen eure Klassenkameradinnen und -kameraden durchsetzen müssen. Wie war denn das?
E: Zuerst mussten alle vorlesen. Dann musste jeder auf einen Zettel schreiben, welche 2 Schulkinder es am besten gemacht hatten. Die Lehrerin hat dann alle diese Namen an die Tafel geschrieben. Das waren dann 15. Und dann hat sie diese Kinder gefragt, welche von denen nochmals vor der Klasse vorlesen wollen. Es haben sich dann 7 Mädchen und 2 Jungen gemeldet. Nach dieser Vorleserunde waren es dann noch 4 Kinder. Tja und in der dritten und letzten Runde gab es dann eine Klassensiegerin und das war halt dann ich.
L: Wir haben auch ausgelost. Und es wurden drei angenommen. Und dann haben wir immer eine Geschichte gelesen, also einmal, jeder von uns. Und dann hat die Lehrerin entschieden und dann wurde das Video an die geschickt, die das leiten. Und dann wurde ich ausgesucht. Das war sehr toll.
Was ging euch so durch den Kopf, als eure Deutschlehrkraft euch mitgeteilt hat, dass ihr es in die Endrunde des Vorlesewettbewerbs geschafft habt?
L: Ich habe mich richtig gefreut. Und ich war erst richtig verwundert, dass ich es so weit geschafft habe.
E: Ja, ich war ganz glücklich, dass ich unter die 10 Besten gekommen bin, die dann vor ganz vielen Leuten vorlesen dürfen. Ich habe es gleich meiner Mutter erzählt und war ganz aufgeregt. Und ich habe auch gleich mit Üben begonnen und fast jeden Tag versucht, die Geschichte so zu lesen, dass sie gut klingt, also auf die Betonung geachtet.
Aus welchem Buch wolltet ihr denn am Wettbewerb vorlesen?
E: Ich habe mir die Geschichte „Benny, der Angeber“ aus dem Buch „Die schönsten Dinosauriergeschichten“ ausgesucht.
L: Ich hatte mir vorgenommen eine Stelle aus dem 4.Band „Die Schule der magischen Tiere – Abgefahren!“ vorzulesen.
Und dann kam es zur Endrunde in Nürtingen. Ihr kommt da an. Wie muss man sich das vorstellen? Wie geht es da zu? Und wie läuft dieser Wettbewerb ab?
E: Zuerst bin ich mit denen, die ich nach Nürtingen mitgenommen habe, die Treppe hochgelaufen. Da war dann schon meine Klassenlehrerin. Dann musste ich noch ein Foto machen, falls ich unter die ersten drei oder vier komme. Danach sind wir in den Saal gegangen und da waren schon alle Leute da. Zuerst hat eine Frau eine Rede gehalten und dann war ich gleich die Erste, die vorlesen sollte. Ganz vorne stand ein brauner, bequemer Sessel. In den habe ich mich reingesetzt. Das Mikrophon wurde noch so eingestellt, dass man mich gut hören konnte. Und dann habe ich angefangen zu lesen. Ich war sehr aufgeregt, hatte ein Kribbeln im Bauch. Aber ich habe mich auf meine Vorlesestelle und meine Lesetipps konzentriert und dann lief es es gut. Ich war danach sehr erleichtert, dass ich die erste war. So konnte ich danach allen anderen Vorleserinnen und Vorlesern zuhören.
L: Ich war die Nummer acht. Da waren also 7 vor mir, die zuerst vorlesen mussten.
Ihr seid ja beide sehr aufgeregt gewesen. Könnt ihr unseren Lesern Tipps geben, was man gegen so eine Aufregung tun?
E: Meine Mutter hat mich gefragt, ob ich etwas Trinken oder Essen will. Das wollte ich dann nicht. Aber meine Klassenkameraden haben mich unterstützt. Sie haben mir Mut machende Worte zugesprochen. Und dann bin ich nach vorne gelaufen und hab es einfach auf mich zukommen lassen.
L: Meine Freunde haben mich auf der Hinfahrt und vor dem Veranstaltungsbeginn abgelenkt. Das hat mir sehr geholfen.
Und dann sitzt man da in dem Sessel, hat das Buch vor sich, konzentriert sich nur noch auf seine Vorlesestelle und vergisst alles um sich herum?
E: Ich hab schon gehört, wie die Leute geredet haben. Aber ich habe mir noch einmal die Vorlesetipps in Erinnerung gerufen und mich auf den ersten Satz konzentriert. Auf die ersten Wörter kommt es an. Die müssen gleich klar und deutlich rüberkommen.
Aber man darf zum Ende der Vorlesestelle nicht gleich denken „So, jetzt hast du es geschafft“. Auch die letzten Worte müssen klar und deutlich sein. Man darf vom Lesetempo auch nicht schneller werden, nur weil es gleich „rum“ ist.
L: Ich habe mir einfach vorgestellt, dass da keiner sitzt und habe einfach so vorgelesen, wie ich es bei meinem Vorlesetraining allein zu Hause gemacht habe.
Ihr habt die anderen Mitbewerberinnen und Mitbewerber auch gehört. Habt ihr denn danach gespürt, dass ihr es ein Stück nach vorne geschafft habt?
E: Ja, es gab schon ein paar Kinder, die etwas aufgeregter und vielleicht dadurch etwas unkonzentrierter waren als ich. Das hat auch meine Mama gemeint. Aber es gab auch eine Vorleserin, die hatte ein anspruchsvolleres Buch als meines, und sie hat richtig toll daraus vorgelesen. Ein Junge hat aus „Harry Potter“ vorgelesen. Das ist ein ziemlich anspruchsvolles Buch! Er hat aber nicht so gut betont vorgelesen und ist trotzdem ziemlich weit nach vorne gekommen.
Was ist ein „anspruchsvolles Buch“?
E: Ziemlich dick, viel Text, kleine Schrift, viel Gesprochenes im Text (Wörtliche Rede).
Wie kann man denn in einem Vorlesewettebewerb so weit kommen wie ihr? Was kann man von euch lernen, ihr „Superleser“?
E: Mir haben dabei ganz bestimmte Tipps geholfen: 1) Ich konzentriere mich auf den Satz, den ich gerade lese. 2) Ich spreche laut und deutlich und 3) achte auf eine stimmige Betonung. 4) Ich übe die Vorlesestelle täglich laut zu lesen. 5) Und während dem Training habe ich gemerkt, dass mir das Vorlesen leichter fiel, wenn ich Sätze umgestellt habe.
Es gibt noch viele andere Tipps, die ich von meinen Eltern und von Opa bekommen habe. Aber die haben mir dann nicht so geholfen.
L: Meine Eltern haben mir auch Tipps gegeben. Nicht alle waren brauchbar. Das tägliche Üben – das war für mich besonders wichtig!
Welche Tipps, die ihr von eurer Lehrkraft oder von eurer Familie bekommen habt, haben denn nicht geholfen?
E: Meine Mutter hat mir den Tipp gegeben, dass ich noch ein zweites Buch zum Vorlesetraining verwenden sollte. Aber das hat mich dann eher durcheinander gebracht.
Die Teilnahme an diesem Vorlesewettbewerb hat sich für euch und die Schule ja richtig gelohnt.
E: Die Schule hat 1000 Euro bekommen, ich selbst habe 70 Euro bekommen und zusätzlich gab es für alle noch einen Buchgutschein in Höhe von 17 Euro einer Buchhandlung in Nürtingen.
L: Die Schule hat 500 Euro bekommen und ich habe mir von meinem Preisgeld – das waren 20 Euro – Bücher gekauft.
E: Mit meinem Gewinn werde ich mir auch Bücher besorgen. Ich freu mich schon aufs Lesen.
Habt ihr Vorschläge, was die Schule mit ihrem Preisgeld machen kann?
E: Die Schule kann für dieses Geld natürlich auch Bücher kaufen. Die Klassenlehrerinnen müssten vorab die Kinder fragen, welche Bücher sie lesen wollen. Sie könnten alle Titel in einer Liste festhalten und dann darüber abstimmen lassen.
L: Ja, das wäre eine gute Idee!
Was haltet ihr von der Idee, einen Buchautor einzuladen?
L: Das ist auch sehr gut.
E: Dann könnte die Autorin auch gleich Bücher von sich selbst mitbringen, diese unterschreiben und der Schule überlassen.
L: Es gibt viele gute Schriftsteller…mh…vielleicht Margit Auer?
E: Ja, die würde ich auch mal gerne kennenlernen.
In der Entscheidung um den „klassenbesten“ Leser oder Leserin hast du, Emily, ja viele Mitbewerberinnen gehabt. Ist denn Lesen grundsätzlich eher etwas für Mädchen?
E: Also ich finde Lesen können beide, Mädchen und Jungen, ganz doll mögen. Es gibt Dinogeschichten, die finden wahrscheinlich eher Jungs besser. Pferde- und Einhorngeschichten wären dann eher was für Mädchen. Aber die können auch die Jungs lesen wollen und Mädchen können auch Dinogeschichten mögen.
L: Abenteuergeschichten und die Buchreihe „Die Schule der Magischen Tiere“ mögen Mädchen und Jungen.
Kennt ihr mehr Mädchen oder mehr Jungs, die gerne lesen?
E: Also vor dem Wettbewerb gab es in meiner Klasse ein paar Mädchen und Jungs, die nicht so gerne lasen. Aber im Laufe des Wettbewerbs hat sich das geändert. Auch diese sieht man nun mit richtig dicken Büchern in der Schule.
L: In meiner Klasse lesen schon die Mädchen häufiger und mehr.
Als „Leseratten“ braucht ihr ja immer neues „Lesefutter“. Wie geht ihr das an? Bücher in der Bücherei ausleihen oder kaufen?
E: Gekaufte Bücher gehören einem selbst. Man liest sie nach einer Weile vielleicht noch ein zweites Mal. Aber irgendwann wird das dann auch langweilig. In der Bücherei kann man Bücher für drei Wochen ausleihen. Wenn man dann noch nicht durch ist mit Lesen, kann man die Ausleihfrist auch noch mal verlängern.
L: Ausleihen kostet nichts und so hole ich mir eher in der Bücherei immer wieder neues „Lesefutter“.
Habt ihr unseren „Sachentauschtag“* an der Schule auch genutzt, um Bücher zu tauschen?
E: Ich habe ein Fußballbuch gegen ein Abenteuerbuch getauscht. Schon der Titel hat sich spannend, ein bisschen gruselig angehört.
L: Ich wollte meine Bücher tauschen. Die waren eher was für Leseanfänger. Aber die Erst- und Zweitklässler wollten lieber Spielsachen haben.
Gibt es Bücher, die ihr überhaupt nicht mögt? Welche Bücher interessieren euch nicht?
L: Bei mir sind das Fußballbücher oder eben Bücher für Leseanfänger.
E: Ich habe früher gerne „Pixi“-Bücher gelesen und war auch ein Fan von „Bibi und Tina“. Aber jetzt wollen wir einfach tiefer in die Geschichten „eintauchen“. Da reichen diese kurzen Geschichten mit den einfachen Wörtern nicht mehr.
Was haltet ihr von Comics?
E: Ich mag die Bildergeschichten in den Heftchen aus der Apotheke ganz gerne.
L: Comics habe ich bei meiner Oma. Ich lese gerne die Western mit Lucky-Luke und die Geschichten von Donald Duck.
Sechseinhalb Wochen schulfreie Zeit liegen nun vor euch. Was habt ihr euch als Lesefutter für die Sommerferien vorgenommen?
E: Ich habe mir kürzlich das Abenteuerbuch „In 80 Tagen um die Welt“ von Jules Verne gekauft. Auch in zwei Sachbücher möchte ich reinschauen: Eines geht über Sterne und das andere ist ein Buch zur Fernsehsendung „Löwenzahn“.
L: Ich habe mir ein weiteres Buch aus der Reihe „Luisa“ von Janne Nilsson vorgenommen. Da habe ich schon einige davon gelesen. Auch die Bücher „Mein Lotta-Leben“ von Alice Pantermüller gefallen mir sehr gut.
Dann wünsche ich euch viel Freude beim Lesen und bedanke mich ganz herzlich, dass ihr euch meinen Fragen gestellt habt. Da kann unsere Schule ja richtig stolz sein, so tolle Leseexperten zu haben!
*Sachentauschtag: Diese Aktion gibt es an unserer Schule einmal jährlich. Kinder bringen ihre gebrauchten Spielzeuge, Plüschtiere, Puppen, Spiele und Bücher mit in die Schule. Auf Decken im Schulhof ausgebreitet oder im Bauchladen präsentiert, dürfen diese Sachen dann im Zeitrahmen einer Doppelstunde (2 x 45 min) getauscht werden. Was gegen was eingetauscht wird, muss zuvor unter den Besitzern einvernehmlich geklärt sein. Ein Tausch kann nicht rückgängig gemacht werden. Geld darf nicht mitgebracht werden.